Brooks Range Traverse ABC

Unser ABC enthält alle möglichen wichtigen und unwichtigen Infos rund um die Brooks Range Traverse. Alle 48h wird ein neuer Buchstaben publiziert.

Es ist geschafft: Das Brooks Range ABC komplett!

Aufeis

In den Flussbetten der Brooks Range bildet sich im Winter sogenanntes Aufeis: Die Flüsse gefrieren, brechen irgendwo wieder auf, fliessen über das Eis und gefrieren dabei wieder. Durch Wiederholung dieses Vorgangs können sich Eisschichten von mehreren Metern Höhe bilden, die bis in den August liegen bleiben. Zum Wandern bieten diese rauen Eisplatten angenehm flacher und harter Untergrund. Auch weil wir diese Eisplatten möglichst zum Wandern nutzen wollen, starten wir bereits Anfangs Juni.

Brooks Range

Die Brooks Range ist die zweitgrösste Gebirgskette Alaskas, bedeckt rund einen Fünftel des Bundesstaates und erstreckt sich entlang des 68. Breitengrades. Sie ist etwa acht Mal grösser als die Schweiz und beheimatet lediglich 600 Einwohner in zwei isolierten Inuit-Dörfern. Da es das nördlichste Gebirge von Alaska ist, dient es als Barriere für die heftigen Winterstürme vom Eismeer und schützt somit das ganze dahinterliegende Alaska. Die höchsten Gipfel sind knapp 2‘800 m hoch. Wegen der sehr nördlichen Lage ist das Gelände ab rund 2'000 m jedoch hochalpin. Wir bewegen uns meist in Höhenlagen zwischen 600 m und 1‘000 m, queren aber bis zu 2‘000 m hohe Pässe. Die Vegetation ist meist Tundra, nur im Süden gibt es Wald und über rund 1‘300 m wächst gar nichts mehr. Die Fauna ist sehr vielfältig und reicht von Elchen, Luchsen, Hasen, Schwarz- und Grizzlybären bis zu Karibus, Doll-Schafen und vielen anderen Wildtieren.

Camp

Beim Camp müssen wir speziell darauf zu achten, dass wir keine Esswaren im Zelt haben: Diese locken nämlich Bären an. Die Nahrung deponieren wir daher in sicherer Distanz vom Zelt und auch gekocht wird nicht direkt bei unserer Schlafstätte. Unser „Zuhause“ während den 2 Monaten bildet ein Hilleberg Anjan Tunnelzelt, das die teilweise heftigen Stürme in der offenen Tundra aushalten sollte und gleichzeitig deutlich weniger als 2kg auf die Waage bringt.

Dehydrierte Nahrung

Die nötige Kalorienzufuhr bei so einem Projekt ist von elementarer Bedeutung. Wegen der körperlichen Anstrengung rechnen wir pro Tag mit ungefähr 4‘000 kcal pro Person. Die Verpflegung setzt sich aus gedörrten Früchten, Nüssen, Blevita usw. zusammen. Als Hauptmahlzeit verwenden wir dehydrierte Nahrung von Expedition Foods, die uns auf diesem Projekt unterstützen. Mit diesen Nahrungsbeuteln kann bei geringem Gewicht eine grosse Menge Kalorien zugeführt werden: Beutel von weniger als 200g enthalten 1000kcal.

Erfrierungen

In der Brooks Range kann es sehr schnell zu Wetterumschwüngen kommen und Schneefall im Sommer ist auch keine Seltenheit. Da wir ständig in der sumpfigen Tundra unterwegs sind, werden unsere Füsse oft nass, was in Kombination mit den kalten Temperaturen gefährlich sein kann. So müssen wir immer schauen, dass wir vor allem in der Ruhephase, sprich im Zelt, genügend warm haben. Für extreme Situationen tragen wir chemische Wärmepads bei uns. Diese können auf die Socken geklebt werden und geben rund 6h lang Wärme ab. So können wir im Extremfall unsere Extremitäten schützen.

Flugzeug

Das benutzen von Flugzeugen ist unumgänglich bei unserem Vorhaben. Alleine für die Aussetzung an der kanadischen Grenze müssen wir zuerst mit einer 12-plätzigen Cessna nach Fort Yukon fliegen. Während diese Strecke als Linienflug von Wright Air betrieben wird, müssen wir ab dort ein kleineres Flugzeug chartern für die letzten 300km. Letzteres ist mit speziellen Rädern ausgestattet, damit es in der offenen Tundra und ohne Landebahn landen kann. Derselbe Pilot deponiert dann auch das erste Versorgungspaket in der Wildnis. Am Ende des Wander-Abschnitts, wird dann auch das Kanu und weiteren Nahrungsvorräten zum Noatak-River geflogen. Diesmal handelt es sich um ein kleines Wasserflugzeug, das auf dem Nelson Walker Lake – einem kleinen Tümpel nahe der Quelle des Flusses – landen kann.

Grizzlies

Der Grizzly ist unser Begleiter in der Brooks Range. Die Populationsdichte ist zwar klein, trotzdem müssen wir aber die Augen offen halten. Sehen wir einen Bären, machen wir uns akustisch bemerkbar woraufhin das Tier meist das Weite sucht. Angriffe durch Grizzlies sind sehr unwahrscheinlich. Für Notfälle tragen wir ausserdem beide einen Bären-Spray bei uns und auf dem Kanu-Abschnitt haben wir einen elektrischen Zaun, um unser Camp zu schützen.

Hunger

Auch wenn wir versuchen, möglichst viele Kalorien mit uns zu tragen, setzt selten ein Sättigungsgefühl ein nach einer Mahlzeit. Der Grund: Die Nahrung ist sehr kompakt und Ballaststoffe fehlen fast gänzlich. Hungergefühle erwarten wir vor allem am Anfang unserer Tour, erfahrungsgemäss gewöhnt man sich mit der Zeit an die kompakte Nahrung.

Inuits

Das nördliche Alaska wird – abgesehen von einigen Ölfeldern und Bergwerken – praktisch ausschliesslich von Inuits bewohnt. Viele dieser Menschen leben unter der Armutsgrenze und leider sind die Inuits unter der restlichen Bevölkerung von Alaska eher verpönt. Auf unserer Tour passieren wir zwei Siedlungen: Beim Dorf auf dem Anaktuvuk-Pass werden wir Nahrung aufladen und evtl. auch die Möglichkeit haben, erste Bilder auf unserer Homepage zu publizieren. Die zweite Siedlung heisst Noatak und liegt (surprise, surprise) am Noatak-River nahe dem Ende unserer Tour. Den richtigen Seitenarm des Flusses zu erwischen um zum Dorf zu gelangen, ist allerdings nicht ganz einfach. Wir werden sehen, ob wir die „richtige Abzweigung“ erwischen…

Jagen

Oft wurden wir gefragt, warum wir nicht jagen auf unserer Tour. Dies hat mehrere Gründe: Wir haben beide keine Erfahrung in dem Bereich und zum andern darf man als Ausländer ohne Jagdschein ohnehin nicht selbstständig jagen. Ausserdem bewegen wir uns rund zur Hälfte der Zeit in Jagd-Banngebieten und selbst wenn wir ein Tier erlegen könnten und würden, wäre es schwierig die grosse Menge Fleisch zu verwerten ohne Kühlmöglichkeit. Ganz zu schweigen davon, dass ein Tierkadaver auch Begehrlichkeiten unter nicht ganz ungefährlichen Wildtieren der Region auslösen kann.

Karten

Zur Orientierung und für die ganze Routenplanung verwendeten wir das einzige vorhandene topographische Karten-Set der Region: Aus dem Jahr 1971 in einem Massstab von 1:63‘360. Die rund 50-jährigen Karten sind nicht allzu präzise, was die Flussverläufe und Vegetation angeht. Dies interessiert uns jedoch auch nur beschränkt. Für uns ist lediglich die Geländeform massgebend. Zusammengeschnitten auf A3-Bögen nehmen wir die Karte dann auf unsere Tour mit. Insgesamt brauchen wir mehrere Kilogramm Kartenmaterial, um ganz Alaska zu durchqueren.

Laufwerk

Das Laufwerk ist wohl eines der wichtigsten Faktoren unseres Vorhabens. Denn sind die Füsse nicht gut gebettet, könnte das ganze Projekt daran scheitern. Da das Trockenhalten der Füsse beim sumpfigen Gelände und den vielen Flussquerungen praktisch unmöglich ist, werden wir auf der ganzen Traverse nach dem Prinzip des „wet hikings“ (nasses Wandern) unterwegs sein. Das System beruht darauf, dass man einen leichten Trailrunningschuh, der schnell trocknet, und dünne Merinowollesocken trägt. Die Schuhe werden dann weder speziell präpariert noch abgezogen, um Gewässer zu durchqueren. Im Gegenzug trocknen sie auch wieder viel schneller als geschlossene Wanderschuhe.

Mitternachtssonne

Als Mitternachtssonne bezeichnet man das Phänomen, dass im hohen Norden im Sommer die Sonne nie untergeht. Da wir uns rund 200 Kilometer nördlich des Polarkreises bewegen, wir es also 2 Monate lang immer Tag sein. Die Sonne wandert somit theoretisch im Kreis am Himmel rum. In der Praxis taucht sie aber durchaus hinter Hügelkuppen, da sie in der Nacht tief steht. Der Tagesrhythmus wir nicht durch die Sonne bestimmt sondern nur noch durch die Uhr am Handgelenk.

Noatak-River

Der Noatak-River entwässert einen grossen Teil der Brooks Range und bildet das grösste von Menschen ungestörte Wassereinzugsgebiet Nordamerikas. Die Landschaft um den Fluss ist abwechslungsreich: Er fliesst durch weite Tundra-Täler, bewaldete Ebenen und bildet gar zwei Canyons. Schlussendlich mündet er in das Arktische Meer. Das Noatak-Becken wird als eines der schönsten verbliebenen Wildnisgebiete der Welt bezeichnet. Er ist einfach zu durchpaddeln und weist nur an zwei Stellen Stromschwellen auf. Anfangs Saison im Juni führt der Fluss durch die Schneeschmelze bedingt meist Hochwasser und kann sehr hohe Pegelstände erreichen. In dieser Zeit ist das gesamte Flussbett geflutet. Wenn wir den Fluss Ende Juli erreichen, erwarten wir, dass die Abflussmengen deutlich kleiner sind. Die Fliessgeschwindigkeiten liegen zwischen 1.5 und 7 km/h.

Orientierung

Wir orientieren uns mit Karten aus dem Jahr 1971 und Kompass. Auf ein GPS-Gerät verzichten wir wegen des hohen Energieverbrauches und weil es schlicht nicht nötig ist. Als Backup haben wir die Karten auf einem Smartphone gespeichert und können damit auch unsere Koordinaten bestimmen. Da wir uns nahe am Nordpol befinden, gilt es jedoch zu beachten, dass der Kompass nicht Richtung Norden zeigt. Am Startpunkt weicht der magnetische Nordpol rund 20° vom geografischen Nordpol ab. Am Endpunkt unserer Tour in Kotzebue sind es nur noch rund 12°.

Pässe

Die höchsten Pässe auf unserer Route sind knapp 6‘000 Fuss hoch. Das entspricht ungefähr 1‘800 m ü. M. Was nicht besonders hoch erscheint, ist in Alaska durchaus hochalpin. So werden wir auf diesen Höhen auch im Sommer auf Schnee treffen. Sind die Pässe unpassierbar, haben wir uns Alternativrouten herausgeschrieben um die Pässe umgehen zu können. Diese machen die Route länger, verhindern aber Schneekontakt.

Queren von Flüssen

Die Flussquerungen ist bei unserem Vorhaben eines der grössten Risiken. Um das Risiko jedoch zu meiden planten wir unsere Route möglichst nahe an der Wasserscheide. Dort sind die Flüsse und Bäche weniger gross und können meist zu Fuss und ohne Schwimmen durchquert werden. Verunmöglichen Unwetter die Querung von Flüssen, müssen wir deren Läufe entlang hoch wandern, bis wir eine geeignete Stelle finden. Dies kann unter Umständen mehrere Tage dauern.

Route

Die totale Routenlänge ist ungefähr 1‘700 Kilometer. Das gliedert sich in gut 600 Kilometer mit dem Raft auf dem Noatakriver und rund 1‘100 Kartenkilometer zu Fuss. Kartenkilometer ist eine von uns entwickelte Längeneinheit und beschreibt die horizontale Distanz auf der Karte welche zurückgelegt werden muss. Wir messen sie, indem wir gerade Linien ziehen, die den Talverläufen folgen. In Realität läuft man allerdings 30 bis 50% längere Strecken da man Hindernissen ausweichen muss oder z.B. einem mäandrierenden Fluss entlang wandert. Auf Grund der Erkenntnisse, welche Manuel schon in der Brooks Range sammeln konnte, liegen rund 3 Kartenkilometer pro Stunde inkl. kleinen Pausen drin. So werden wir rund 9 bis 10 Stunden pro Tag unterwegs sein.

Satelliten-Telefon

Momentan gibt es vier Satelliten-Telefon-Systeme. Für uns kommt jedoch nur das System von Iridium in Frage, da dies das einzige System mit einer weltweiten Abdeckung ist und damit Kommunikation auch in den Polarregionen ermöglicht. Das Satelliten-Telefon wird unsere einzige Kommunikationsmöglichkeit mit der Aussenwelt sein. Mit dem Gerät versuchen wir auch den Live-Tracker auf dieser Homepage aktuell zu halten. Weiter ist das Telefon für das Organisieren der Logistik von Bedeutung. So kriegen wir per SMS beispielsweise die Koordinaten der abgesetzten Nahrung.

Tundra

Als Tundra bezeichnet man eine offene und baumfreie Landschaft meist in der subpolaren Klimazone. Die Böden sind meist von Permafrost geprägt und damit gefroren. Dadurch kann das Wasser nicht gut versickern, was vor allem bei der Schneeschmelze und Regengüssen dazu führt, dass die Landschaft sumpfig wird. Obwohl der Untergrund aussieht wie eine riesige Wiese, ist das Finden eines geeigneten Platz für das Zelt schwierig: Wo der Boden flach ist, ist es nass. In den meisten Tundren liegt die Vegetationsvielfalt bei weniger als 10 Arten und reicht von Flechten über Moosen, Gräser bis hin zu Zwergbüschen. Letztere bilden Buschwäldern, die das Wandern extrem mühsam machen und Wanderer in die Verzweiflung treiben können. Unsere Route ist so geplant, dass wir die Passagen mit Buschwald möglichst kurz halten können.

Ultralight

Das höchste Gebot bei unserem Vorhaben ist, dass alles möglichst leicht und kompakt ist. So haben wir uns bei jedem Ausrüstungsgegenstand überlegt: Brauchen wir das wirklich? Was bringt er für einen Mehrwert? Was könnte passieren, wenn wir das nicht dabei haben? Gibt es eine leichtere Alternative? Da Hersteller bei den Gewichtsangaben oft schummeln, haben wir ausserdem jeden Gegenstand gewogen und katalogisiert auch damit wir am Ende nichts vergessen. Das Gewicht-Sparen haben wir bisweilen ins Extreme getrieben: So war beispielsweise auch das hintere Stück der Zahnbürste überflüssig und wir schnitten es weg. Wieder 10g weniger.

Vorbereitungen

Die ersten Ideen für das Projekt gehen ins Jahr 2014 zurück. Konkret haben wir das Projekt ab 2016 verfolgt und die Detailplanung ist seit Juni 2017 am Laufen. Manchmal gab es turbulentere Phasen mit viel Arbeit und manchmal etwas ruhigere Phasen. Ein entscheidender Moment war im Januar 2018, als wir die Flüge nach Fairbanks (unserem „Basecamp“) buchten. Plötzlich wussten wir: Holy Moly, wir werden das wirklich machen. Am meisten Zeit haben wir investiert, um Material zu evaluieren sowie zum planen der Route und der Versorgungs-Logistik.

Wasser

Wasser fällt beim Wandern wortwörtlich ins Gewicht. Da es in der Brooks Range aber fast überall Wasser gibt, können wir das mitgetragene Wasser für uns beide auf eine 1l-Wasserflasche beschränken. Ist die Flasche leer, füllen wir sie am nächsten Bach wieder auf und verabreichen der Flasche einige Tropfen Aquamira, einer Chemikalie, die mögliche Bakterien abtötet. Während z.B. in Skandinavien Wasser direkt aus Flüssen getrunken werden kann, gibt es in Alaska mehr bakterielle Erkrankungen wie z.B. Giardiasis und Wasserbehandlung ist empfehlenswert. Entlang des Noatak-Rivers wir die Wasserqualität etwas schlechter und daher nehmen wir dort zusätzlich einen Wasserfilter mit.

X-Koordinate

Gibt es für uns nicht wirklich. Stattdessen arbeiten wir mit sphärischen Weltkoordinaten: Auf Breitengrad 68.92° starten wir unser Trekkingabenteuer durch die Wildnis Alaskas. Das Ende in Kotzebue liegt auf der Koordinate 66.90°. Wir queren damit nicht nur 22 Längengrade, sondern wandern und paddeln auch 2 Grad nach Süden.

Yeti

Gibt es ihn vielleicht doch? Wenn es einen Yeti geben sollte, dann werden wir ihm bestimmt begegnen, denn wir sind in einer der abgeschiedensten Regionen der Erde unterwegs. „Abgeschiedensten“ ist übrigens kein korrektes deutsches Wort und trotzdem hat es Lukas hierhin geschrieben. Manuel hat es dann so stehen gelassen – etwas Besseres zum Schreiben wusste er nämlich auch nicht. Warum schaffen wir das Y nicht einfach ab? Das i erledigt alle seine Aufgaben mit Bravour und mit der Zeit würden wir uns auch daran gewöhnen, anstelle von „Yacht“ „Iacht“ zu schreiben. Das könnte dann aber missverstanden werden für die 3. Pers. Sing. des Verbes lachen, da irgendwer auf die Idee gekommen ist, auf Computern das kleine L so aussehen zu lassen wie das grosse i. Was für ein Dilemma.

Zelt

Das Zelt ist einer unserer wichtigsten Ausrüstungsgegenstände. In der offenen Tundra gibt es keinen Schutz vor Wind und Wetter. Daher sind wir darauf angewiesen, ein stabiles und qualitativ hochwertiges Zelt dabei zu haben. Wenn es regnet, ist es wichtig zu wissen, dass wir zumindest am Abend im trockenen sitzen werden. Für unsere Bedürfnisse, hat sich das Anjan 2 von Hilleberg als beste Option herausgestellt und wir hoffen, dass das Produkt das hält was es und sein Preisschild verspricht.