04.10.2014

Grosse Grat-Überschreitung u.a. mit Bigerhorn (3626m), Balfrin (3796m) und Ulrichshorn (3925m)

Kategorie Hochtouren | Wer Manuel Meier, Lukas Mathis | Region Schweiz, Wallis, Oberwallis
Dauer 2 Tag | Aufstieg 3100m | Abstieg 3100m | Schwierigkeit   Wandern  T5  Hochtour  WS+
Route Siehe Wegpunkte
Publiziert 10.07.2014 21:35

Die Überschreitung von diesem wunderschönen Gipfelkamm zwischen Matter- und Saastal wollte ich eigentlich schon vor einem Jahr anpacken. Damals wurde mein Kollege auf der Bordierhütte krank und wir mussten bei besten Bedingungen unverrichteter Dinger wieder abziehen. Dieses Jahr waren die Bedingungen nicht mehr ganz so optimal prognostiziert und trotzdem entschied ich mich, einen erneuten Anlauf zu nehmen.

Der Hüttenzustieg zur Bordierhütte ist ganz nett. Von Gasenried gehts während rund 4h hoch zur Hütte. Den Gletscher konnten wir auch zu dieser Jahreszeit noch ohne Steigeisen begehen, der letzte Teil ist "metallisiert" und damit konsequent entschärft.

Auf der Hütte traf dann ein, was ich befürchtet hatte: Kein Schnee zu Schmelzen vorhanden. Damit gings noch einmal runter auf den Gletscher und mit einer grossen Ladung Wasser wieder hoch. Am Abend besuchte uns dann noch ein Steinbock, etwas wofür die Bordierhütte berühmt ist.

Aufstieg Gr.Bigerhorn (T4, 2.5h)
Am Morgen standen wir "erst" um 4:15Uhr auf, schliesslich wars ja etwas länger dunkel als im Hochsommer (dann wird hier um 3Uhr gestartet!). Neben uns war nur ein Bergführer mit 2 Gästen Richtung Nadelgrat unterwegs. Wir hatten alle unsere Gipfel also für uns allein! Darum liebe ich Herbsttouren doch so sehr!

Zum Gr. Bigerhorn gehts auf mehr oder weniger erkennbaren Wegspuren durch viel Geröll, das heute leider von einer rutschigen Schneeschicht überzogen war. 2 Mal kamen wir etwas vom Optimalweg ab, erreichten den Gipfel jedoch trotzdem nach den budgetierten 2.5h. Für mich war das bestimmt nicht mehr als ein T4, das oft genannte T5 erscheint mir deutlich überrissen.

Den Gipfel erreichten wir pünktlich zum Sonnenaufgang und genossen während einigen Minuten die unglaubliche Atmosphäre.

Grat Bigerhorn - Balfrin (T5 WS II, 1.5h)
Der Grat zum Balfrin machte uns mehr Mühe als ursprünglich erwartet: Die feine Schneeschicht der vergangenen Nacht verwandelte einige (ansonsten einfache) Platten zu wahren Rutschbahnen. Um nichts zu riskieren, sicherten wir uns hier mit dem Seil. Der Schneegrat zum Balfrin Nordgipfel war bestens begehbar, auch wenn wir teilweise etwas spuren mussten.

Vom Nordgipfel bis zum Hauptgipfel zieht sich der Weg dann noch länger als die Karte erahnen lässt, doch wirkliche Schlüsselpassagen gibts auch hier nicht.

Balfrin - Riedpass (T5- WS, 1.5h)
Je weiter wir uns nach Norden bewegten, desto mehr Schnee lag auf dem Geröll des Balfrins. Dies hatten wir definitiv nicht erwartet und so dauerte der Abstieg über die eigentliche Normalroute des Balfrins etwas länger als erwartet. Beim Erreichen des Gletschers gingen wir, anstatt hier "wie üblich" den Rückweg zur Bordierhütte einzuschlagen, weiter über Pt. 3644m zum Riedpass. Der SAC-Führer (Wallis 4/5, Ausgabe 2009) empfiehlt die Umgehung dieser Felsinsel. Stattdessen überstiegen wir sie problemlos.

Beim Riedpass sollte man sich in Sicherem Abstand zum Gletscherabbruch halten.

Riedpass - Ulrichshorn (WS, 1.5h)
Der Aufstieg vom Riedpass zum Ulrichshorn wird gerne unterschätzt. Zwar technisch einfach, bietet er doch eine konditionelle Challenge, vor allem mit unserem Vorprogramm in den Beinen. Hier mussten wir auch durch etwa 20cm tiefen Pulverschnee spuren, was die Angelegenheit noch zusätzlich erschwerte. Mehrfach mussten wir stoppen, um wieder zu Luft zu kommen, die mangelnde Akklimatisation machte sich durchaus ein wenig bemerkbar.

Plötzlich standen wir dann auf dem Gipfel, konnten jedoch keine grossartige Aussicht mehr geniessen, denn unterdessen waren Wolken aufgezogen.

Ulrichshorn - Mischabel Hütten (WS+ T5, 1.75h)
Vom Ulrichshorn stiegen wir einfach und schnell ins Windjoch ab. Der Abstieg vom Windjoch ist ziemlich steil, war dank angenehmem Trittschnee aber gut machbar. unten auf dem Hohbalmgletscher liefen wir auf etwa 3650 im Bogen Richtung Schwarzhorn. Unterdessen waren wir richtig eingenebelt (Sicht <20m) - so wie man das eben nicht will auf einem Gletscher. Da wir den wenigen Spuren im dichten Nebel nicht so richtig trauten, stiegen wir früh auf den Felsgrat, der allerdings richtig mühsam eingeschneit war und uns "unnötig" beschäftigte, denn kurz oberhalb der Mischabelhütten führten die Spuren problemlos auf den Grat hinauf.

Mischabel Hütten - Hanning (T4, 2.25h)
Etwas zu viel Zeit hatten wir verloren auf den letzten Passagen und so wurde der Hüttenabstieg richtig stressig. Auf Grund des rutschigen Schnee-Matsches behielten wir unsere Steigeisen gleich an und stiegen so über den "metallisierten" Hüttenzustieg ab. Station Hanning erreichten wir schliesslich um 16:26, 4 min vor der letzten Talfahrt, für welche wir übrigens (mit GA) total überrissene 12.- pro Person bezahlten. Das war gleich viel wie die Hüttenübernachtung (13.-, JO-Tarif).

Epilog
Eine wirklich wunderschöne Tour, die ich nur empfehlen kann. Die Bordierhütte ist relativ schlecht besucht, was ich nicht wirklich nachvollziehen kann - wobei ich anmerken muss, dass ich sie nur aus dem Winterbetrieb kenne. Konditionell forderte uns diese Tour alles ab. Auf Grund der Verhältnisse mussten wir kurz nach dem Gr. Bigerhorn die Steigeisen anziehen und konnten sie erst auf unter 3000m im Hüttenabstieg von den Mischabelhütten wieder abziehen. Ausserdem war erst ab Ulrichshorn-Gipfel gespurt...


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